Durch Nord-Mazedonien und Bulgarien

Es spielt keine Rolle, wie oft man nach Skopje kommt, man ist jedes Mal aufs Neue unangenehm berührt. Unter dem Namen „Skopje 2014“ hat die nationalistische Partei des früheren Ministerpräsidenten Nikola Gruevski versucht, der Hauptstadt Nord-Mazedoniens ein neues Gesicht zu geben. Dieses neue, aus Beton gegossene Gesicht, das großzügig mit Kitsch überstreut wurde, soll der historischen Größe des heutigen Zwergen-Staates auf dem Balkan mehr entsprechen.

Alexander der Große grüßt in heroischer Geste seinen Vater Philipp II., dem man auf der anderen Seite des Flusses Vardar ein ebenso imposantes Denkmal gesetzt hat.

Das Projekt, das von der Nachfolgeregierung gestoppt wurde, hatte bis zu diesem Zeitpunkt mit 700 Millionen Euro fast das zehnfache des veranschlagten Budgets verschlungen. Der Vorwurf von Geldwäsche und Korruption war in der gesamten Debatte um das Projekt allgegenwärtig. Aus stadtbaulicher Sicht hat die Umgestaltung zu einem absurden architektonischen Potpourri in Skopje geführt: „Neo-Barock“ aus dem 21. Jahrhundert trifft auf den Brutalismus des Sozialismus und wird im Hintergrund von jenen Gebäuden ergänzt, die während der osmanischen Herrschaft entstanden sind. Dies alles wurde dazu mit Triumphbögen, monumentalen Denkmälern „mazedonischer“ Helden und Brunnen garniert. Der Kitsch ist allgegenwertig, wie auch der Fusch, den man den Gebäuden nach nicht mal zehn Jahren bereits ansieht. Es sagt viel über den politischen Zustand eines Landes aus, wenn die letzten großen politischen Reformen bzw. Großprojekte eine aus der Luft gegriffene, architektonische Umgestaltung der Hauptstadt und eine von Außen verordnete Umbenennung des Landes waren. Immerhin ist die Stadt die einzige fahrradfreundliche Hauptstadt des ehemaligen Jugoslawiens.

Auch „Captain Hook“, der Widersacher Peter Pans hat seinen Einzug nach Skopje gefeiert. Die „Jolly Rogers“ beherbergt ein Restaurant.
Nach einem verheerenden Erdbeben in Skopje in 1963, wurde der Wiederaufbau vieler Gebäude, wie hier des Busbahnhofes, unter der Feder des bekannten japanischen Architekton Kenzo Tanges durchgeführt. Vor dem Erdbeben waren die typischen englischen Doppeldeckerbusse allgegenwärtig und so entschied man sich Anfang der 2000er erneut für eine solche Flotte, diesmal aus chinesischer Produktion.

Mit dem Verlassen der Stadt, befinde ich mich in einer Landschaft, die nach dem heißen, trockenen Sommer ein wenig nach Prärie oder Steppe ausschaut. Das goldene Getreide ist bereits geschnitten und zurück bleibt nur die ausgetrocknete, verdichtete ockerfarbene Erde der Felder und einige Flächen, die so steinig sind, dass sie für eine landschaftliche Nutzung partout nicht nutzbar sind. Nirgends entdeckt man Busch und Baumbestände, die so dicht sind, dass sie das Austrocknen des Bodens durch die unerbittliche mazedonische Sonne, die mit Recht ihren Platz auf der Flagge des Landes gefunden hat, verhindern könnte. Nur in der Ferne sieht man sie, die Wälder, die brennen und entlang meines Weges sind es die Mülldeponien, die vor sich hin schwelen. Alles verstärkt meinen Eindruck einer lebensfeindlichen Umgebung und dass die Natur dringend eine Auszeit vom Sommer braucht.

Bei Kumanovo wird die Gegend wieder fruchtbarer und in vielen Dörfern werden vor den Häusern die Erzeugnisse des Gartens feilgeboten: Paprika, Pfirsiche, Melonen, Pflaumen, Äpfel, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und manchmal sogar selbstgemachten Schnaps und Honig. Für nicht einmal einen Euro packt man mir zwei große Plastikbeutel voll und weil man es gut mit mir meint, gibt es von allem auch aufs Haus. Der Enkel, der von einer Oma als Übersetzer herangerufen wird, freut sich seine gelernten Lektionen in der Praxis einzusetzen und ist dabei souverän wie ein Großmarktverkäufer.

An der mazedonisch-bulgarischen Grenze werde ich Opfer der automatisierten Desinfektion gegen die Schweinepest für Fahrzeuge an der EU-Außengrenze und rieche von nun an klinisch-rein. Der Grenzer, zumindest ein Impfinteressierter, betrachtet staunend meine für Asien empfohlenen Vaccine, die ich in einem in einem streng getakteten zwei monatigen Marathon vor der Reise verabreicht bekommen habe. Ich glaube, dass er gut gelaunt ist und Späße macht, aber es ist immer schwer sich an der Grenze „entsprechend zu verhalten“. Fremdsprache und Wegfall der Mimik durch Maske machen es nicht leichter die Situationen richtig einzuordnen. Die bulgarische Grenzerin ist obwohl oder eben weil sie wenig zutun hat gereizt und mürrisch und ihre Mimik, die sie unmaskiert darstellt, lässt keinen Zweifel an ihrer Laune. Sie verweist mich auf einen „Amtsarzt“ in zivil, der gelangweilt vor einem kleinen medizinischen Container sitzt und mich nach kurzer Frage des Ziels durchwinkt. Radfahren nach Istanbul gilt auch als Transit.

In Bulgarien werde ich nun erstmals seit langer Zeit wieder mit einem biestigen Gegenwind konfrontiert. Er erscheint mir wie ein früher Bote des Herbstes, der die warnende Kunde bringt, was mir bald schon wieder drohen wird. In der ersten größeren Stadt, Kjustendil treffe ich beim Versuch Geld zu wechseln nur eine Person, aber wie es der Zufall will, ist es ein Bulgare, der in meiner Geburtsstadt Hildesheim lebt. Nach der nur kurzzeitigen „Enge“ Mazedoniens, kommt mir Bulgarien endlos und langläufig vor. Es ist ein fruchtbares Land. Am Straßenrand hängen übervolle Apfel- und Pflaumenbäume.

Die Sonnenblumen sind auf den meisten Feldern bereits vergangen, aber haben ihr Haupt in einer perfekten Symmetrie tausendfach alle gen Osten geneigt, so als ob der grimme Schnitter sie alle gemeinsam eines Morgens zu sich geholt hätte. Vor ein paar Wochen, als sie noch satt in Blüte standen, müssen die Landstricher hier mit dem kräftigen Gelb der Sonnenblumen, dem stechenden Blau des Himmels und dem satten Ockergelb der abgeernteten Felder, dem ähnlich gewesen sein, was Van Gogh in seiner Schaffenszeit in Arles mit seinen berühmten Landschaftsgemälden Südfrankreichs so unsterblich gemacht hat.

Der Wind bläst nach wie vor unerbittlich, weshalb ich für 15 Kilometer entlang einer Landstraße ohne Seitenstreifen zwei Stunden benötige. Die bulgarischen Straßen sind in einem erbärmlichen Zustand. Entweder fehlen in beiden Richtungen gut ein Drittel der Straße, weil der „Seitenstreifenbewuchs“ sie sie langsam zurückerobert oder der Asphalt alt oder verpfuscht ist und an beiden Seiten erodiert. Das fahrbare, verbliebende Stück Straße in der Mitte ist häufig von Landwirtschaft und Baustellen verdreckt. Ich habe auf gut Glück nach langer Zeit wieder eine Anfrage über Couchsurfing geschickt, die positiv beantwortet wurde. Nun sind es für mich in zwei Tagen noch mehr 190 Kilometer, die es zu machen gilt, um rechtzeitig in Plovdiv und bei meinem Gastgeber Hristo anzukommen.

An einer Tankstelle suche ich Schutz vor dem Wind und das Gespräch mit jemanden, den ich für einen Tramper halte. Er ist Bulgare, hat aber in der Eifel gelebt und wartet hier eigentlich auf ein Taxi. Er fragt mich, wo ich schlafen würde, bekommt auf meine Antwort einen düsteren Gesichtsausdruck und warnt mich vor der Gefahr, die in diesem Land von den Menschen ausgehen würde. Die Dramaturgie stimmt. Gleich nach dieser Hiobsbotschaft fährt das Taxi vor, auf das er gewartet hatte und ich bleibe ein kleines wenig verunsichert zurück.

Erinnerungen an die Kindersendung „Peter Lustig – Löwenzahn“ werden wach.

Während man eine solche Warnung zuhause als altväterlich gemeinten Rat in den Wind schlagen würde, hat sie vor Ort eine andere, mahnende Wirkung. Erst recht, weil ein wirklich fitter Bulgare, der mich vor drei Jahren im Norden des Landes beim trampen mitgenommen hat, mich ebenso dazu angehalten hat, mir wirklich gut versteckte Schlafplätze zu suchen, um Raubüberfällen zu entgehen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit wirkt alles ein bisschen bedrohlicher und ich strampel noch ordentlich weiter, um Distanz zwischen mich und die letzte Stadt zu bringen. Inmitten eines großen Waldgebietes gehe ich noch gut 400 Meter von der Straße querfeldein. Mir ist heute nicht danach Zahn oder Geldbörse einzubüßen. Auf 1100 Meter wird es diese Nacht zum ersten Mal kühl. In dem Moment, als die Müdigkeit mich im Zelt übermannt, die Sinne sich noch ein letztes Mal aufbäumen und präsent sind, höre ich das Heulen von drei Wölfen. Ich bin wieder hellwach und das Einschlafen zieht daraufhin noch etwas hin, bevor ich in unruhige Träume entschlummere.

Am nächsten Tag breche ich früh auf, um die verbleibenden 110 Kilometer nach Plovdiv zu fahren. Der Wind ist unverändert hemmend, nervig und es wird nicht einfach werden. Ich habe einen langen Abstieg vor mir und will ihn trotz Gegenwindes nutzen, um ein wenig Strecke zu machen. In einer Rechtskurve in einer Senke geht dann alles ganz schnell. Bei knapp 40km/h rutscht mein Vorderreifen weg und ich fliege über mein Fahrrad, um weitere fünf Meter wie ein Pinguin über den Asphalt zu rutschen, bevor ich schließlich auf dem Mittelstreifen zum Liegen komme. Natürlich ist die Lenkertasche aufgegangen und all mein Krimskrams, den ich in ihr aufbewahre liegt auf der Straße verteilt herum. Plötzlich gesellt sich der Schmerz zu der Verwunderung hinzu und ich hüpfe wie Rumpelstilzchen mit Tränen in den Augen auf dem Bein, was weniger abbekommen hat und versuche ungeschickt meine Sachen einzusammeln. Vorher war die Straße leer, aber schnell bildet sich eine kleine Schlange auf beiden Seiten, die sich mit sparsamen Gesten nach meinem Wohlergehen erkundigt, aber gutmütig wartet, bis ich alles beisammen habe und samt meines Hausstandes von der Straße gehumpelt bin.

Ich habe Glück. Es war ein kalter Morgen, ich hatte einen Fleece an und die Radhandschuhe, die ich für gewöhnlich verspotte. Neben ein paar kleinen Asphaltflechten hat es nur mein Knie schwerer erwischt und mein Fahrrad ist beinahe unbeschadet davongekommen. Schon wenige Minuten nach dem Sturz schwillt das Knie arg an und ich kann es fast nicht mehr bewegen, weshalb ich mich buckelig, leidend und mit nur einem Bein tretend an die Weiterfahrt mache, bevor bald gar nichts mehr geht.

Es ist faszinierend Bulgarien von Ost nach West zu durchreisen. Zu meiner rechten sehe ich die Rhodopen und hier zu meiner linken das Balkangebirge.

Während in der Stadt zuvor wegen eines mehrstündigen Stromausfalls das Leben zuvor stillgestanden hat, bin ich genau rechtzeitig, um den Zug mit einer Stunde Verspätung Richtung Plovdiv zu erwischen. Ich habe leider nichts, was sauber oder groß genug ist, um die Wunde zu verdecken und so sprechen mich am Bahnhof besorgte Babuschkas an und verweisen auf die Klinik des Ortes. Wenigstens im holprigen Zug gibt es jene Anonymität, die ich mir gerade wünsche und die Schaffnerin lässt die Sache mit der Fahrradmitnahme durchgehen.

In Plovdiv holt mich mein Couchsurfing-Host Hristo netterweise vom Bahnhof ab. Inzwischen ist das Knie steif und das Bein leistet seinen Dienst genauso schlecht, wie ein Holzbein. Wie der Zufall es will, ist Hristo Anästhesist und rät mir immerhin kurz überprüfen zu lassen, ob die Kniescheibe gebrochen ist. Ich fühle mich in guten Händen. Mit ein wenig schlechtem Gewissen werde ich von Hristo, der in diesem Krankenhaus auch arbeitet, an der Schlange von Wartenden vorbeigeführt und habe schon nach zehn Minuten die Gewissheit, dass die Kniescheibe immerhin nicht gebrochen ist und Absplitterungen sich eh erst in ein paar Tagen feststellen lassen würden. Auf das Unglück folgt beim Reisen auch immer wieder das Glück. Das ist die einzige Gewissheit inmitten all des Ungewissen. Auch wenn Hristo mich bei meinem Lebensstil zuerst für eine verantwortungslose Dumpfbacke hält und ich ihn bei seinem zunächst als eine Art Klassenfeind abstempele, beginnen wir in langen Gesprächen beim Abendessen uns zu verstehen und zu schätzen und freunden uns richtig an.

Er macht mir großzügigerweise das Angebot, dass ich so lange bleiben darf, bis mein Knie wieder belastbar ist und so leben wir die nächsten 12 Tage in einer kleinen Männer-WG. Nach ein paar Tagen verbinden wir das Schöne mit dem Notwendigen und so führt er mich zunächst auf Spaziergängen und bald schon auf kleinen Wanderungen durch die Berge und ich versuche ihm hinterher zu humpeln, auf dass die Bewegung ihren wohltuenden Einfluss auf das noch lange dicke und schmerzende Knie entfalten kann. Außerdem versuche ich ihm ein wenig Arbeit bei der Pflege seines pikfeinen, englischen Rasens abzunehmen, dem er an heißen Sommertagen – trotz ausgeklügelten Bewässerungssystems – mehr als drei Stunden täglich zuwendet.  Auch wenn ich auf den Unfall gerne verzichtet hätte, sind es schöne Tage, bei denen ich interessante Einblicke in die bulgarische Mentalität bekomme und der Abschied aus diesem angenehmen Leben fällt, trotz der Tatsache, dass wir beide Eigenbrötler sind, erstaunlicherweise schwer.

Beim bloßen Anblick dieser gewaltigen Natur, kann man leicht erahnen, dass in diesen Wäldern viele Bären heimisch sind.
Solche Ausblicke finden sich nicht einmal eine halbe Stunde Wanderung von Hristos Haus entfernt.

Als ich mich früh am Morgen des zwölften Tages endlich wieder losmache, ziept das Knie zwar noch, aber von nichts kommt nichts. An einem Zebrastreifen bremse ich und will eine ältere Dame queren lassen, aber sie winkt mich mit energischer Geste vorbei, lächelt schüchtern und wünscht mir mit starkem Akzent eine „good night“. Es ist schön wieder unterwegs zu sein und glücklicherweise ist der erste Tag ohne Steigung. Wenn ich unterwegs bin, erscheinen mir sogar die Kleinigkeiten des Alltags immer viel wichtiger und lustiger und lassen mich nicht selten dümmlich-grinsend durch die Landstriche radeln.

Es ist jedes Mal ein wahres Spektakel für alle Sinne, wenn man von einer Schaf- oder Ziegenerde gequert wird.

Die Gegend östlich von Plovdiv ist sehr arm. Immer wieder komme ich durch kleine Städte, in der nur die Hauptstraße asphaltiert ist. Die einzigen Geschäfte in vieler dieser Orte sind Landwirtschaftsbedarfsläden, aber auch sie bieten nur ein dürftiges Sortiment. Während in den Städten Armut herrscht, zeigt sich die Natur von ihrer reichen Seite. Ich habe Glück, dass ich nun Ende September wieder in einem Weinanbaugebiet bin. Manche Reben sind schon abgeerntet, aber es finden sich immer noch ein paar vergessene, an denen ich mich gütlich tun kann.

Nach zwei Tagen und über 200 Kilometern schmerzt das Knie wieder, aber ich habe erneut Glück. Eine Bekannte aus Sarajevo hat mir den Kontakt zu Hannah hergestellt, die hier im Osten Bulgariens, nahe der türkischen Grenze lebt und bei dir ich willkommen bin. Sie ist eine faszinierende Frau. Nachdem sie ihr „Erasmus“ in Indien, in der 21 Millionen Metropole Neu-Delhi absolviert hatte, entschied sie sich zurück nach Belgien per Anhalter zu fahren. Auch wenn sie im Iran fast Opfer einer Vergewaltigung geworden wäre, reiste sie weiter, fand so sehr Gefallen am kurdischen Teil des Iraks und an einem Menschen dort, dass sie nach ihrem Jura-Master-Abschluss in „Humanitärer Arbeit“, nach Erbil zurückkam. Die Verliebtheit sollte schwinden, aber sie blieb und arbeitete für 1,5 Jahre für eine niederländische NGO vor Ort. Aus der Ferne hatte sie sich für wenige Tausend Euro in einem kleinen bulgarischen Dorf ein Haus und ein Stück Land gekauft und lebt nun seit weiteren 1,5 Jahren mit ihrem Hund Nox glücklich in diesem selbstgewählten „Exil“.

So gut getarnt, dass man leicht auf sie tritt. Eine der nicht giftigen in Bulgarien lebenden Schlangen.

Sie will zwei Katzen adoptieren, die sie aus dem Süden des Landes bei Bekannten abholen muss und ich nehme das Angebot an, sie auf dem Roadtrip zu begleiten; schließlich habe ich bisher noch nicht viel von Bulgarien gesehen. Die tiefen Berge der Rhodopen nahe der griechischen Grenze sind wunderschön und der Fluss, entlang dessen wir fahren gibt immer wieder die Möglichkeit zum Schwimmen.

Die bulgarische „Teufelsbrücke“.

Ich bin froh den Einblick in Hannahs Leben bekommen zu haben und kann es gut nachvollziehen, warum sie hier lebt und Gefallen an den kleinen Dingen des Lebens findet. Warum sie im Winter gerne ihre alten Platten hört und mit einem Buch vor dem Kamin sitzt und sie es im Sommer mag, abends ab und an in die Kneipe des Dorfes zu gehen, um bei einem Bier ihr bulgarisch mit den Dörflern zu verbessern. Es erweckt den Wunsch in mir eines Tages vielleicht auch so ein kleines Stück Land mit Haus zu besitzen, um frei von dem Mietwahnsinn und der durch Kredite selbst gewählten Unfreiheit in unseren Breitengraden zu sein.

Von ihrem Dorf aus sind es nur wenige Kilometer bis zur Grenze zur Türkei, die sich von der hügeligen Landschaft bereits als landwirtschaftliche Einöde erblicken lässt. Der Grenzübergang bei Svilegrad ist eine riesige Betonwüste, an der sich trotz Jahreszeit und Covid die Blechlawinen der Autos nur langsam hindurchschlängeln. Mir fehlt das Selbstbewusstsein, um mich an den Autos vorbeizufahren und so warte ich geduldig mit ihnen. Alles läuft reibungsfrei, nur die Zöllner begutachten mein Fahrrad für einige Minuten auf der Suche nach einem Kennzeichen; meine Rohloff-Schaltung wird immer wieder für einen motorisierten Antrieb gehalten, aber schließlich habe ich mein nächstes Etappenziel erreicht. Es ist ein Tag der Jubiläen. Ende September bin ich nun mittlerweile ein Jahr unterwegs, habe an diesem Tag meine ersten 10.000 Kilometer gefahren und der Europäischen Union fürs Erste den Rücken zugekehrt.

Wenn euch dieser Artikel gefallen hat und ihr zufällig eine Münze erübrigen könntet, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mein Spendenprojekt für “Ärzte ohne Grenzen” über den folgenden Link unterstützen würdet:

https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/sich-engagieren/spendenaktion/online?cfd=d8gll

Christopher Rerrer

Ein Gedanke zu ”Durch Nord-Mazedonien und Bulgarien

  1. Hallo Christopher,

    vielen Dank für Deinen Überraschungsgruß, habe mich sehr gefreut.
    Ich hoffe, dass dass Dein Knie inzwischen gesund ist und Dir die Tour nach Indien gelingt. Ich drücke beide Daumen.

    Zuerst aber das Wiedersehen mit Frederik.

    Viele Grüße

    Rita Müller

    P.S. Ich genieße es, deine tollen Berichte und Fotos zu sehen!

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